Kreisgalerie Schloss Meßkirch zeigt Ausstellung „NS-Unrecht und Widerstand im Spiegel der Kunst“

Kreisgalerie Schloss Meßkirch zeigt Ausstellung „NS-Unrecht und Widerstand im Spiegel der Kunst“

Abbildung: Eckhard Froeschlin: Reinhold Frank, großes Portrait, 2016, Radierung 1/10, 174,5 x 73 cm (Vorlage: Kunstsammlung Landkreis Sigmaringen)

Kreisgalerie Schloss Meßkirch zeigt Ausstellung
„NS-Unrecht und Widerstand im Spiegel der Kunst“

Die Kreisgalerie Schloss Meßkirch zeigt vom 26. Juli bis 18. Oktober 2020 die Ausstellung „NS-Unrecht und Widerstand im Spiegel der Kunst“. Die darin zu sehenden 94 Arbeiten von fünf Kunstschaffenden gehen auf Kunstaufträge zurück und dokumentieren die bildnerische Auseinandersetzung mit NS-Opfern und Widerstandskämpfern mit biografischem Bezug zum Landkreis Sigmaringen. Die Ausstellung wird von einem Katalog begleitet und ist jeweils von Freitag bis Sonntag sowie feiertags 13-17 Uhr geöffnet.

Nikolaus Mohr setzt sich mit der Ulmer Studentin und Widerstandskämpferin Sophie Scholl auseinander, die ihren Reichsarbeitsdienst 1941 in Krauchenwies leistete. In einem siebenteiligen Zeichnungszyklus und drei Bearbeitungen ihres Portraits deutet er Erinnerung als fortdauernden Prozess, zu dem auch kontroverse Bewertungen der Vergangenheit gehören. Eckhard Froeschlin folgt dem Lebensweg des nach dem Aufstand vom 20. Juli 1944 hingerichteten Widerstandskämpfers Reinhold Frank von seinem Heimatort Bachhaupten bis zur Hinrichtungsstätte Plötzensee. Im „ikonischen“ Portrait Franks vor dem Volksgerichtshof sieht Froeschlin eine „Predigerhaltung“, die er in einem Portrait um Buch und Kanzel ergänzt.

Bei seiner seriellen Annäherung an die polnischen Zwangsarbeiter Jan Kobus und Mirtek Grabowski, die 1941 in Pfullendorf und Ruschweiler für ihre als „Rassenschande“ kriminalisierten Liebesbeziehungen zu einheimischen Frauen erhängt worden waren, unternimmt Roland Wilhelm Schmitt einen bildnerischen Prozess des Verschwindens und Wiedererscheinens, der als Chiffre für die sich stetig wandelnde Erinnerung steht. Bernhard Maier befasst sich mit dem bitteren Schicksal der jüdischen Familie Frank aus Sigmaringen, die unter der NS-Herrschaft aus der Stadtgesellschaft ausgegrenzt, ausgeplündert und in die Emigration verjagt wurde. Maier fragt nach der „Handhabung“ und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Ausgrenzung und des Erinnerns. Die Auseinandersetzung von Karolin Bräg mit den 1940/41 als „lebensunwert“ ermordeten 90 behinderten Patienten des Landeskrankenhauses Sigmaringen führte über Gespräche mit Angehörigen der Mordopfer, Bewohnern einer Behinderteneinrichtung, Menschen, die sich für das Gedenken einsetzen. Daraus gingen 36 Zitate hervor, die zum Nachdenken über die eigene Haltung zur Würde des Menschen einladen.

Aktuelle Fragen an die Gesellschaft und ihre Erinnerungskultur

Es sind höchst aktuelle Fragen an die Gesellschaft, ihre Erinnerungskultur und die daraus abgeleiteten Maßstäbe für ein humanes Handeln in der Gegenwart. Es bleibt die Erkenntnis, dass Erinnerung nichts Statisches und Endgültiges ist, sondern in einer fortlaufenden Auseinandersetzung mit der Geschichte immer wieder neu verhandelt werden muss.

Da die Besucherzahl bei der Vernissage Corona-bedingt begrenzt ist und alle 50 erlaubten Plätze bereits besetzt sind, kann die Ausstellungseröffnung am kommenden Sonntag, 26. Juli, ab 11 Uhr im livestream unter www.landkreis-sigmaringen.de/stream-kreisgalerie verfolgt werden.
Ab 3. August können darüber hinaus – als kleiner Ersatz für die aktuell nicht möglichen Sonderführungen – Interviews mit den fünf beteiligten Künstlern zusammen mit der Vernissage auf dem youtube-Kanal des Landkreises Sigmaringen unter  https://www.youtube.com/channel/UCVLo9NmVsPravocHzfy9bAQ/videos aufgerufen werden.

 

Abbildung:

Eckhard Froeschlin: Reinhold Frank, großes Portrait, 2016, Radierung 1/10, 174,5 x 73 cm (Vorlage: Kunstsammlung Landkreis Sigmaringen)

Ort: Kreisgalerie Schloss Meßkirch

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